Nachruf für Filly
Eines Tages beschloss unsere damals 5 jährige Tochter Lelaina, dass wir unbedingt Straßenhunde unterstützen müssten. Da wir unseren ansässigen Tierschutz schon viele Jahre unterstützen, fanden wir diese Idee gut. Die Recherche begann…. Schnell war mir klar, dass ich mich gen Osten wenden werde und nach einigem Suchen fand ich die Homepage von der Tiernothilfe Moldawien!
Welch ein Leid – tagelang sahen wir uns gemeinsam mit unserer Tochter die Bilder an. Lelaina war und ist immer noch fassungslos, was Menschen einem Tier antun können.
Nach einer ersten Spende, entschlossen wir uns eine Patenschaft aufzunehmen. Der Wunsch selber einen Hund zu haben war groß, aber beruflich nicht realisierbar.
Doch die Zeit brachte Veränderungen mit sich und so wurde fleißig an der Realisierung des Wunsches gearbeitet. Gemeinsam mit Frau Fischbach „filterten“ wir die Hunde aus und fanden schließlich unseren ersten Hund – Filly! Die Aufregung war gepaart mit Freude, Spannung, Liebe, aber auch Angst vor dem Neuen.
Am 28.01.2012 war es endlich soweit, wir brachen im Familienpack nach Nürnberg auf, um unsere Filly abzuholen. Der Rückweg gestaltete sich unverhofft lang aufgrund schlechter Witterungsbedingungen und vieler Unfälle. Endlich zu Hause angekommen war Filly rastlos, bellte die ganze Nacht und hielt mich auf Trab. Dazu kam, dass sie aus der Scheide blutete und es geschickt im Haus verteilte. Na das fing ja gut an…
Am ersten Morgen war ich übermüdet, aber glücklich – Filly schlief in meinen Armen. Später wurde mein Mann mit sicherem Abstand beäugt, die kleine Lelaina zielsicher angeknurrt und die Katzen erst einmal gejagt.
In den nächsten Tagen ging es ähnlich weiter. Die Katzen akzeptieren erstaunlich schnell, dass Filly jetzt zu unserer Familie gehörte und auch Filly begriff, dass die Krallen schmerzhaft sein können. So arrangierten sich die Katzen mit dem Hund und umgekehrt.
Bei meinem Mann taute sie langsam auf, blieb aber immer auf Abstand. Ab und zu konnte er sie auch mal streicheln. Ganz geheuer war es Filly aber nicht!
Mich liebte sie, klebte an mir, schmuste ausgiebig und begrüßte mich überschwänglich. Ich konnte von Anfang an alles mit ihr anstellen, ihr sogar das Futter aus dem Maul nehmen. Unsere Tochter aber bekam gleich in den ersten Tagen Filly’s Zähne zu spüren (ohne große Verletzung). Der Schreck saß, aber nur bei mir. Lelaina kämpfte von Anfang an um die Liebe dieser kleinen Maus und beeindruckte damit nicht nur mich. Mit ihren 6 Jahren hatte sie so viel Verständnis für Filly, näherte sich rücksichtsvoll, spielte leise im Haus, rannte nicht herum, kniete sich hin, wenn sie mit Filly sprach und versuchte sie zu streicheln und doch fand Filly kein rechtes Vertrauen zu ihr. Eine Hundetrainerin bestätigte unsere Vermutung, dass Filly sehr schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht haben musste. Und um das zu bestätigen, zwickte Filly unverhofft ein 2. Mal zu, diese Mal etwas kraftvoller. In allen diesen Situationen war Lelaina nie bei Filly, sondern Filly ging auf sie zu. Trotzdem gab unsere Tochter nicht auf. Im Gegensatz zu mir! Die Sorge um die Sicherheit meiner Tochter war stärker. Nach Absprachen mit Frau Mischustov und Frau Fischbach entschlossen wir uns, Filly auf eine Pflegestelle zu geben. Innerhalb einer Woche sollte sie uns verlassen. Als ich mit meiner Tochter darüber sprach, war „Land unter“ angesagt. Sie verstand mich nicht, wie auch, wenn ich diese Entscheidung manchmal selber nicht verstand.
Ich glaube diese eine Woche hat uns sehr nah gebracht und ich bin dankbar, dass meine Tochter so beharrlich war. Kurz vor der Übergabe in die Pflegestelle besprachen wir mit Frau Mischustov, dass Filly bleiben wird, egal was kommen mag. Wir konnten uns nicht mehr von ihr trennen, die Liebe zu ihr war zu groß.
Während der gesamten Zeit war Filly in tierärztlicher Behandlung. Einige „Baustellen“ haben wir in den Griff bekommen, aber das Bluten aus der Scheide hörte leider nicht auf. Nach Absprache mit unserem Tierarzt, Frau Fischbach und Frau Mischustov beschlossen wir, Filly die Gebärmutter entfernen zu lassen. Doch dazu kam es leider nicht mehr. Gleich zu Beginn der OP entdeckte unser Tierarzt einen großen und breit gewucherten Tumor. Der Kampf war verloren, ehe er beginnen konnte! Filly muss unsagbare Schmerzen gehabt haben, die sie aber nie zeigte. Da die weitere Prognose sich auf ein paar wenige Wochen beschränkte und die Wundheilung dazu gekommen wäre, haben wir Filly gehen lassen müssen.
Für uns brach eine Welt zusammen. Unsere Filly, die voller Freude war, ist über die Regenbogenbrücke gegangen. Nach nur 5 Wochen, in denen vor allem unsere Tochter so gekämpft hatte. Filly hat alles aufgesogen wie ein Schwamm, hat die Zeit in unserer Familie genossen und unsere Liebe mitgenommen. Auf der Homepage der Tiernothilfe steht, dass man uns dafür dankt. Darüber habe ich lange nachgedacht!
Ich denke, dass der Dank nicht nur uns gelten sollte. Der Dank gilt auch Frau Fischbach und Frau Mischustov, die zu jeder Zeit für uns da waren und unsere Sorgen und Probleme mit uns teilten und an einer Lösung arbeiteten. Gleichfalls sich auch über kleine Fortschritte freuten. Danken möchten wir auch an dieser Stelle Frau Tohrmann (die wie leider nur telefonisch kennen). Sie hat sich so oft nach Filly und uns erkundigt und mit lieben kleinen Ratschlägen so manche Sorge genommen.
Aber besonderen Dank gilt unserer Filly, die uns begreifen ließ, wie großherzig ein Tier sein kann, auch wenn es nie gute Erfahrungen mit uns Menschen gemacht hat, die uns so viel Liebe in den wenigen gemeinsamen Tagen geschenkt hat, die uns so oft zum Lachen brachte und eben so oft zum Weinen, die sich so freute, wenn wir da waren und uns einfach so nahm, wie wir sind! Wir hätten gern so viel mehr Zeit mit Dir gehabt, tapfere kleine Maus!!
An dieser Stelle möchte ich all denen Mut machen, die sich gerade überfordert fühlen und an die „Rückgabe“ des Tieres denken. Wie bereits erwähnt, waren wir an diesem Punkt. Spürt man jedoch einmal die Liebe des Tieres, gibt es kein zurück mehr. Man „bestraft“ sich nur selbst damit! Und es lohnt sich so sehr durchzuhalten!!!
Filly hat für immer einen Platz bei uns…..