Es gibt Dinge im Leben die entscheiden sich durch „Bauchgefühl“.
Am 02.Mai 2015 trat Dolly in unser Leben und hat es seither nur positiv beeinflusst.
Die Sehnsucht nach einem Hund stand schon lange im Raum doch berufliche Verpflichtungen und Lebensumstände haben uns davon absehen lassen. Doch nun war der richtige Zeitpunkt gekommen das Abenteuer Hund in die Hand zu nehmen. Klar war für uns das es ein Hund sein sollte der schon etwas älter ist, nicht ganz so groß und der ein neues zu Hause suchte; hatten wir doch mit unserer „second hand“ Katze auch so viel Glück gehabt und uns damit die wohl weltbeste Tigerin ins Haus geholt die man sich vorstellen kann !!
Mein Mann und ich überlegten gemeinsam welche Anforderungen wir an das neue Familienmitglied stellen würden und was wir selber verändern müssten damit ein Zusammenleben reibungslos verläuft. Voller Vertrauen starteten wir unsere Suche, machten uns über Hunderassen schlau, lasen Fachlektüre und durchforsteten das Internet und Tierheimportale. Teilweise waren die Ergebnisse ernüchternd. Wer hätte gedacht das es so schwer sein würde?? Wir wollten einen Hund zu uns holen, kein Kind adoptieren…
Doch eines Abends stach uns ein Foto einer kleinen Hündin ins Auge die keck auf dem Bauch liegend alle Viere von sich streckte und in die Kamera schaute. Das sah lustig aus, das mussten wir uns genauer anschauen: ein Klick und schwupps kam ein Lebenslauf und weitere Bilder zum Vorschein. Wir konnten es kaum glauben aber dieses Hundeprofil las sich wie das von unserem „Traumhund“ !! Die Sache hatte nur 2 Haken: mag dieser Hund Katzen?? Und uns trennten mal eben schlappe 800 km…
Ich wollte die Seite bereits zu klicken doch mein Mann sagte:“ was sind schon 800km ?? Nachfragen kann ja nicht schaden.“ Also gut, wo er recht hat, hat er recht 😉
Um Enttäuschungen vorzubeugen bat mich mein Mann ganz offen und ehrlich zu schreiben wer wir sind und woher wir kommen. Ich formulierte einen kurzen Text mit allen wichtigen Informationen über uns und stellte mich innerlich auf eine Enttäuschung ein. Wir hatten leider schon die Erfahrung gemacht das Antwortschreiben auf Nachfragen ausblieben oder aber lange auf sich warten ließen. Doch diesmal war es ganz anders !! Ich erhielt binnen einer halben Stunde bereits eine Antwort das meine E-Mail angekommen sei und Interesse bestand. Man würde sich bei uns melden. Und das tat man !!! Es war wohl das beste ( und längste ) Telefongespräch das ich in den letzten Jahren geführt hatte. Alles danach ging rasend schnell und eine Woche später saßen wir bereits im Auto und traten die lange Reise nach Nürnberg an. Inzwischen ( bei uns bestand kein Zweifel mehr, da wartete unser Hund auf uns – so unser Bauchgefühl ) hatten wir unser Heim hundesicher hergerichtet. Es wurde ein neuer Gartenzaun bestellt, die Treppenstufen erhielten rutschfeste Bezüge, Hundekörbchen und anderes Equipment waren angeschafft.
In Nürnberg angekommen wurden wir überaus herzlich von Dollys Pflegemutti und ihrem 4-beinigen Anhang ( Fussel, Mario und Gueno ) begrüßt nur „unsere“ Dolly ließ auf sich warten. Sie beäugte uns eher skeptisch. Doch mit einer Hand voll Leckerlis ließ auch sie sich zögerlich anlocken und liebkosen. Sie war toll !! So eine süße Maus !! Die Größe war perfekt, ihre Schüchternheit für uns sehr angenehm und sie wirkte trotz Skepsis sehr freundlich. Dolly schlief die Nacht gemeinsam mit uns in einem Bett, sie sollte sich so schnell wie möglich an unseren Geruch gewöhnen. Beim gemeinsamen Spaziergang half die Tüte mit Wurst uns für sie interessant zu machen – das klappte prima. Pflegemutti Karin versorgte uns derweilen mit jeder Menge Informationen und machte uns sehr viel Mut. Ihre Gastfreundlichkeit rührte uns zu tiefst. Unser Bauchgefühl sagte uns die ganze Zeit das Dolly prima zu uns passen würde. Wir sahen eine kleine, lebenslustige Hundedame vor uns die dank Karin in wenigen Wochen bei ihr aufgeblüht war und anfing Vertrauen in den Menschen zu fassen. Sie war wohlerzogen und wir waren mehr als beeindruckt wie Karin das in der kurzen Zeit geschafft hatte. Klar war Dolly schüchtern, aber konnte man ihr das verübeln nach alledem was sie in ihrem Leben auf der Straße erlebt hatte??
Am Sonntagmittag packten wir unsere Maus ins Auto und traten die Heimreise an. Es dauerte dank verstopften Straßen fast 8 Stunden bis wir unser zu Hause erreichten. Dolly war während dieser Zeit unglaublich geduldig. Sie schlief die meiste Zeit und ließ sich von mir kraulen. Zu Hause endlich angekommen regnete es in Strömen und Dolly lernte Norddeutsches Wetter kennen. Ihren ersten Spaziergang in der neuen Heimat musste sie im Nassen absolvieren. Nun war die Stunde der Wahrheit gekommen und Dolly würde auf ihre neuen „Geschwister“ treffen. Katze Milaine und Kaninchen Nico erwarteten sie bereits. Das Zusammentreffen verlief völlig problemlos. Dank Dollys Schüchternheit sahen Milaine und Nico keine Bedrohung in ihr. Unser Bauchgefühl hatte sich bestätigt!!
Die ersten 2-3 Tage waren zugegeben etwas holprig. Dolly war unsicher, erschrak oft und fühlte sich deutlich fehl am Platz. Ich war mir sehr sicher dass sie Karin vermisste. Ich hatte Urlaub und versuchte ihr so viel Zeit und Geborgenheit zu geben wie möglich. Schnell fand sie Gefallen an unserem Garten und auch Spazieren gehen machte ihr viel Spaß. Ball spielen kannte sie jedoch nicht und hatte keine Ambitionen hinter der Kugel her zu toben. Wie also ihre Aufmerksamkeit gewinnen und ihr Freude vermitteln ?? Auch da half das Internet weiter. Schnell fand ich andere Spielideen auf die Dolly sehr positiv reagierte. Liebe geht bei ihr durch den Magen und im Kopf hat sie auch was. Wir erprobten uns an Intelligenzspielen bei denen Dolly ihr Futter suchen musste und auch der „ Kong“ wurde zu ihrem persönlichen Favoriten. Mit Joghurt gefüllt oder Leberwurst eingestrichen jagt sie voller Begeisterung hinter der roten Knubbelkugel her. Heute apportiert sie sogar einen Futterdummy und verdient sich so ihr Frühstück. Sie besucht die Hundeschule ( zu Anfang hatten wir ein paar Einzelstunden zu Hause in gewohnter Umgebung, wo die Trainerin mir viele nützliche Tipps gab ) und sie geht gemeinsam mit uns und anderen Hundekumpels aus der Nachbarschaft spazieren. Sie ist ein sehr freundlicher und fröhlicher Hund der die Sonne liebt, gerne spazieren geht, unter der Bettdecke kuschelt und durch den Garten tobt. Sie ist unkompliziert, niemals aufdringlich, fährt prima im Auto mit, begleitet mich in die Musikschule zum Unterricht und schenkt uns ihre ganze Liebe. Fremden gegenüber ist sie sehr skeptisch und das ist auch gut so, doch wen sie einmal in ihr Herz geschlossen hat dem ist sie sehr aufgeschlossen und freundlich gegenüber. Sie lernt schnell und wir schätzen uns überglücklich dass sie unser Leben bereichert. Sie passt perfekt zu uns und hat sich binnen kürzester Zeit bei uns eingelebt. Auch hat sie ihre neuen „Geschwister“ völlig akzeptiert, Futterneid gibt es keinen. Das Körbchen wird sogar solidarisch geteilt. Auch wenn sie über viel Jagdinstinkt verfügt, ist sie meinem Kaninchen noch nie zu nahe gekommen. Ohne die intensive Vorarbeit von Pflegemutti Karin wäre dieses sicher niemals so schnell gegangen. Wir sind ihr zu großem Dank verpflichtet und sind und sehr sicher das auch Dolly immer einen Platz für Karin in ihrem Herzen haben wird.
Das Abenteuer Hund hat sich für uns als positiv erwiesen und wir können nur dazu animieren mit Freude, Geduld, etwas Zeit und gutem Bauchgefühl an die Sache heranzugehen. Ein Hund mit Vorgeschichte ist sicherlich ein kleines Überraschungsei – aber mal ehrlich Ü-Eier hatten wir schon als Kinder gerne und der Inhalt war immer etwas besonderes !!!
Liebe Grüße senden
Andre, Claudia, Milaine, Nico und Dolly