Aus BÄR wurde Branco – und aus dem Ritter der traurigen Gestalt ein Prachtkerl
Groß, schwarz und alt – diese Kriterien sind nicht gerade günstig für ein neues Zuhause, aber was kann der Hund schon dafür, dass er in genau so einem Pelz steckt?! Mich jedenfalls schreckte das nicht ab. Von seiner Vorgeschichte war so gut wie nichts bekannt, sein Zwischenstopp nach dem Transport aus Moldawien viel zu kurz, um seine Eigenschaften näher kennen zu lernen und so war er für mich das große Überraschungspaket!
Struppig, verfilzt, mager, abgestumpfter Blick. Dazu blutig geleckte Pfoten (Demodikose). Nicht gerade eine Augenweide. Nach Ankunft Futterverweigerung – ein Zahn war bös entzündet – aber Hunger. Futter per Hand in den Rachen geschoben, große dankbare Augen.
Der Kastration vor Abreise war Branco auf unerklärliche Weise entkommen, im Zuge der nun nötigen OP wurde gleich das Gebiss saniert. Und es ging bergauf, Futter gut und regelmäßig, die Behandlung der Pfoten mit Salben und Tinkturen nahm erstmal den Juckreiz, Stresslevel nach unten (auch die vergrößerte Prostata schrumpfte), und bald war die Demodikose im Griff und die Pfoten heil. Häufiges Bürsten machte schon bald wieder glänzendes Fell.
Und – fast so, als wäre es für Branco eine Häutung gewesen – in diesem neuen Schwarzpelz kam ein echter Clown hervor, ein Hund, der sich plötzlich für alles interessierte, begierig alles Neue in sich aufsog, ausgelassen wie ein Welpe zu spielen begann, lernen wollte. Mit meinem Kater Teddy (inzwischen 16) war er anfänglich nicht so dicke, merkte aber schnell, dass der ältere Rechte hat. Außerdem hat Teddy nicht nur ein großes Herz, sondern auch jede Menge Erfahrung mit Hunden, Branco ist „sein“ 4. Hund! Inzwischen sind die beiden ein Herz und eine Seele, auch wenn Teddy auf die Aufforderung zum Ballspiel nur mit gelangweiltem Blick reagiert.
Immer längere Spaziergänge mit Branco, um seine Muskeln aufzubauen, anfänglich war er sogar zu schwach, um beim Fressen zu stehen und sich runterzubeugen, seine Beine rutschten einfach weg. Aber dafür gibt es ja Gestelle. Außerdem machte ihm beim Laufen eine alte Wirbelsäulenverletzung Probleme wegen langjähriger Schonhaltung. Der Chiropraktiker konnte weitestgehend helfen.
Jedoch hat er seine Vergangenheit noch nicht ganz abgeschüttelt – immer noch hat er Alpträume, aus denen er dann mit einem schauerlichen Wolfsgeheul aufwacht. Es ist weniger geworden, aber nicht ganz weg. Und – um ganz ehrlich zu sein – ich glaube, ich möchte gar nicht wissen, was ihm alles angetan wurde! Es muss heftig gewesen sein, wenn sich das Trauma so lange hält. Männern gegenüber ist er besonders vorsichtig…er wird schon wissen, warum!
Äußerlich gesund und munter ist Branco zu einem tollen Kameraden geworden, er ist aufgeblüht und temperamentvoll, brav, souverän, verschmust, ein absoluter Goldschatz. Von Anfang an war er stubenrein, obwohl er nie vorher in einer Wohnung gelebt hatte, und er hat niemals irgendetwas kaputt gemacht, liebt Autofahren, Restaurantbesuche und ist einfach nur froh und glücklich, wenn er dabei sein darf. Aber auch Alleinsein ist kein Problem für ihn.
Natürlich hat er Macken – aber ich habe ja auch welche, damit müssen wir nun mal leben.
Für mich ist er der Traumhund schlechthin und ich kann nur zusammenfassend sagen, dass es für mich ein Privileg ist, mit diesem besonderen Hund zusammenleben zu dürfen und somit an seiner Wiedergeburt in ein neues Leben teilzuhaben.
Groß, schwarz und alt – gibt es etwas Schöneres?! Für mich nicht! Und wenn Frau Fischbach ihn nicht in die Casa Katerina verbracht hätte, dann hätte es dieses Glück niemals gegeben! Und ich hoffe sehr, dass dieses Glück noch einige Jahre anhält!!